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Gottseidank bin ich flexibel.

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Sonst hätte ich nämlich gerade nicht einen wunderschönen Winterschneespaziergang gemacht. Um mein Kind abzuholen. Von der Schule. Weil ihm übel ist.

 

*ringring*

Thisis, hallo?

-Hallo Mama, mir ist schlecht. Du bist doch daheim, kann ich kommen?

Logisch, mach dich auf den Weg, ich setz schon mal Tee auf, du bist ja dann gleich hier.

-Okay, super, bis gleich.

 

— Es dauert einige Minuten… —

 

*ringring*

Thisis, hallo?

-Schule Hintertupfingen, Huber, Sekretariat.

Ja, was gibt´s denn?

-Minithisis ist krank.

Ich weiss, ich habe gerade mit ihr gesprochen, sie kommt heim. Sie hat doch vom Sekretariat aus angerufen…

-Hat sie, ja. Aber sie kann nicht heim gehen. Sie müssen vorbeikommen und sie abholen.

Ich muss was?

-Abholen. Die Klassenleitung erlaubt nicht, dass Mini heim läuft.

Nun, sie wird aber heim laufen, auch wenn ich komme.

-Haben Sie denn kein Auto?

Nein, habe ich nicht. Und ich habe Glück, dass ich daheim bin, denn ich wüsste sonst nicht, wie das Kind nachhause kommen soll. Können wir denn für die Zukunft eine Vereinbarung treffen, dass sie das Kind heim gehen lassen in solchen Fällen? Ich möchte nämlich wieder arbeiten, und damit kann ich dann eben nicht mal eben schnell vorbeikommen und das Kind heim geleiten.

-Das müssen Sie mit der Klassenleitung besprechen.

Also habe ich der Klassenleitung den Erklärbär gemacht:

Nein, wir haben kein Auto. Ja, ich bin alleinerziehend, und zwar so alleinerziehend, dass es Niemanden gibt, der dieses Kind abholen kann wenn ich in der großen Stadt arbeite. Niemand. Genau. Keine einzige Person. Kein Mensch.

Und ich habe erklärt, dass bei Befindlichkeitsstörungen das Kind gerne heim gehen und dort auf mich warten kann. Weil ich mit der Bahn fahren muss. Weil es kein Auto gibt und geben wird. Weil ich alleinerziehend bin und mir keines leisten kann. Und weil der Weg von der Stadt, in der es Arbeit für mich gibt locker, je nach Verbindung mal zwei, drei Stunden in Anspruch nehmen kann. Und weil das Kind schon groß ist. Und das gewohnt ist. Weil ich, weil wir uns nämlich in dieser Disziplin, dem Alleinerziehen, schon lange üben.

Und ich bekam erklärt, dass das Kind nicht heim gehen wird. Dass das Kind dann eben so lange im Klassenzimmer hocken bleibt, bis ich hin gegondelt bin. Mit der Ubahn, der Bahn, den Rest zu Fuß. Und ich weiss jetzt schon, dass ich die Unnanehmlichkeiten, die mein Alleinerziehen anderen Menschen bereitet bei passender Gelegenheit wieder aufs Brot geschmiert kriege.

Weil, ich verwette meinen Arsch drauf: Das Kind wird irgendwann krank, und ich bin arbeiten. Und dann hoffe ich, dass das Kind genau dann krank wird, wenn ich meine Arbeitsstelle erreiche. Damit ich noch schnell in`s Büro rufen kann, dass ich wieder gehe und mich auf den Rückweg machen.

Damit ich zum Schulschluss-Klingeln da bin, um das Kind abzuholen.

 

 


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